
Vor ein paar Tagen sah ich einen spannenden Hinweis von Beate Münch auf ihren neuen Blogartikel mit dem Titel: Meine 7 Fragen an dich als meine nächste Kundin.
Da ich tatsächlich eine Kunstkäuferin bin, hatte ich sofort das Gefühl, die Fragen von Beate beantworten zu wollen. Ich setze mich gerne mit Kunst, Künstlerinnen und ihren Fragen auseinander.
Kunst ist für mich Dialog und da es bereits in der Literatur viele Briefe und Schriftwechsel unter Künstler:innen gibt, habe ich entschieden, ganz neuzeitlich in Form eines Blogartikels zu antworten :o)
Meine Antwort soll stellvertretend für viele Kunstinteressierte stehen. Vielleicht unterstützt dieser Dialog Künstler:innen, ihre Kundinnen noch besser zu verstehen. Und wer weiß, vielleicht ergeben sich daraus weitere spannende Dialoge.
Kommen wir nun zu den Fragen von Beate und meinen Antworten. Hast du Interesse? Dann lies gerne weiter.
Frage 1: Bist du kunstinteressiert und fühlst dich von abstrakter Kunst angezogen?
Die Frage führt mich gleich zu zwei Antworten, deshalb teile ich sie in zwei Teile auf. 1. Ja, ich bin kunstinteressiert und das auch schon seit vielen, vielen Jahren. Für mich ist Kunst Schönheit, Ästhetik und die visuelle Form von Gedanken. Ich finde es auch interessant, mich mit den Künstler:innen zu beschäftigen. Wie haben sie gearbeitet und gelebt. Wenn ich mir in Museen und Ausstellungen Kunst anschaue, kaufe ich mir häufig ein Buch über den Künstler, um die persönlichen Hintergründe für die Arbeiten zu verstehen.
2. Kommen wir zum zweiten Teil der Frage: fühle ich mich von abstrakter Kunst angezogen. Eine tolle Frage, um mit Kunstinteressierten in einen Dialog zu kommen. Ja, in der Tat finde ich abstrakte Kunst sehr interessant. Ich liebe die Arbeiten von Piet Mondrian, Mark Rothko, Frank Stella, Sol de Witt, Sean Scully und ganz besonders Agnes Martin.
Deine Werke gehen für mich sehr stark in die Richtung Farbfelder hinein wie bei Mark Rothko aber natürlich in deinem komplett eigenen Stil. Sie verschwimmen, mäandern und sind von einer ungeheuren Energie, wobei sie bei diesem Thema aber doch wieder mit Rothko übereingehen.
Frage 2: Was fühlst du beim Betrachten von abstrakter Kunst
Bei der abstrakten Kunst stehen für mich die Emotionen klar im Vordergrund. Mein Blick wird nicht vom Gegenständlichen abgelenkt, sondern fokussiert sofort in mein Innerstes hinein. In meine eigene Gefühlswelt.
Mein Auge sucht anfänglich trotz der Abstraktion nach Formen und Ahnungen, was sich in dem Bild für mich verbergen könnte. Grundsätzlich gilt bei emotionaler Kunst der Satz: Es hat immer etwas mit mir als Mensch zu tun. Jede/r Betrachter:in von Kunst sucht ausschließlich den Bezug zu sich selbst in einem Bild. Das bedeutet übersetzt: Taucht ein:e Betrachter:in in ein Bild ein, sucht sie/ er sich selbst darin.
Anders ist es mit musealer Kunst. Gehe ich persönlich ins Museum, um mir bestimmte berühmte Werke anzuschauen, suche ich nicht nach mir in dem Bild. Mona Lisa schaue ich an, weil es DIE Mona Lisa ist. Die Nachtwache, weil es DIE Nachtwache ist. Geht es aber um Kunst, die ich mir für mich und mein Zuhause vorstelle, stelle ich eine emotionale Verbindung zwischen mir und dem Kunstwerk her. Nur so kann ich fühlen, ob dieses Kunstwerk einen Wert für MICH enthält. Nur dann bin ich geneigt, es für mich zu kaufen.
Frage 3: Soll dein Kunstwerk ein Unikat sein?
Natürlich habe ich gerne Unikate! Ich kann aber auch damit leben, dass Künstler:innen in Serie arbeiten und es einzigartig wird durch ihre Unterschrift. So habe ich das Gefühl, ein Stück des Künstlers bei mir zu Hause zu haben, ohne mir immer gleich ein Einzelstück leisten zu müssen. Auch wenn es den Künstler nur Sekunden gekostet hat, in der er es in der Hand gehalten hat. So war es sicherlich bei meinen Kunstwerken von Christo und Rizzi. (zum Blogartikel: 12 Fotos vom 12. Oktober Kunst berührt)
Ein Kunstwerk entsteht in den Gedanken des Künstlers, wenn dieser Gedanke für viele wertvoll ist und das Werk deshalb eine hohe Nachfrage hat, ist es für mich völlig ok, wenn es in einer vorbestimmten Auflage erscheint.
Viele Künstler:innen arbeiten ihre Themen in Serie. Das mag ich besonders, weil ich dann das Gefühl habe, sie durchdringen das Thema tiefer und tiefer. Und werden bei jedem Bild besser.
Mein Fazit: Unikat ist toll, wenn es in meinem Kunstbudget liegt, fein. Wenn nicht lebe ich auch mit einer nummerierten Auflage.
Frage 4: Hast du Mut, dein Kunstwerk zu zeigen?
Die Frage verstehe ich sehr, sehr gut. Ich finde es erstaunlich, das viele Kunstinteressierte gar nicht so gerne ihre gekaufte Kunst zeigen. Ich war einmal Kuratorin bei einer Ausstellung und habe ein paar Käufer:innen gebeten, mir ein kurzes Feedback zu geben, warum sie gekauft haben. Hintergrund war, dass ich es verwenden wollte, um Besucher:innen auf die Ausstellung aufmerksam zu machen. Ich habe nicht eine Rückmeldung bekommen. Warum ist das so?
Bei meinem Posting 12 Fotos vom 12. Oktober habe aber auch ich kurz gezögert. Spannend oder? Kunst ist doch auch irgendwie intim. Eine seelenlose Vase mit Blümchen darin zeigt jeder auf Instagram. Künstler zeigen pausenlos ihre Kunst, die sie gerade erschaffen. Aber kaum jemand zeigt dort die Kunst, die sie/ er gekauft hat. Was hat mich zögern lassen? Wirke ich abgehoben, wenn ich Kunst kaufe? Ist das dekadent, angeberisch?
Deine Frage ist so spannend, dass ich mal darüber nachdenken werde, dazu eine Umfrage zu machen.
Meine Antwort an dich Beate lautet nun aber: Ja, ich habe mich schon öffentlich getraut, meine gekaufte Kunst zu zeigen. Ich hatte ein Video-Serien-Format auf Facebook, das hieß "Vernissage am Morgen". Ich habe Künstlerinnen Tipps gegeben, was sie tun können, um ihre Kunst anzubieten. Und aktuell habe ich den ersten Post 12 von 12 gepostet. Da wird es sicherlich eine Fortsetzung geben.
Und last not least, in meinem Wohnzimmer hängt viel Kunst und ist somit für unsere Besucher sichtbar. Fazit: Ja, ich habe den Mut, meine gekaufte Kunst zu zeigen.
Frage 5: Darf das Kunstwerk jeder sehen, der zu dir kommt?
Wieder eine spannende Frage, die zum Nachdenken anregt. Für mich entscheidet das Kunstwerk, in welchen Raum es gehört. Jeder Raum hat eine andere Stimmung. Wenn ein Kunstwerk bei uns einzieht, kommt es zunächst an den Platz, an den wir beim Kauf dachten. Wir haben aber auch schon erlebt, dass es hier nicht optimal zur Geltung kam. Manchmal passte es erst, nachdem wir andere Bilder umgehängt haben.
Manchmal wollte es auch in einen komplett anderen Raum gehängt werden. Und dann gibt es natürlich Räume, in die Besucher eher keinen Zugang haben. Dann würde die Antwort an dich also lauten: Das Kunstwerk darf jede:r sehen, solange es in einem zugänglichen Raum hängt.
Bewusst verstecken würde ich das Bild nicht. Im Gegenteil, selbst wenn ich ein provokantes Bild kaufen würde, würde ich es meinen Besuchern zeigen. Spannend sind doch dann die unterschiedlichen Dialoge, die sich daraus ergeben können.
Frage 6: Soll ein Kunstwerk für Gesprächsstoff sorgen?
Antworte ich auf diese Frage privat, würde die Antwort lauten: Da wir Kunstwerke in der Regel für uns gemeinsam kaufen, entsteht das erste Gespräch schon beim Kauf. Und dann gibt es immer wieder Gespräche über das Kunstwerk unter uns. Wie toll wir es finden, wann und wo wir es gekauft haben. Häufig sprechen wir auch darüber, wenn wir weitere Kunstwerke von dem Künstler sehen. Ist das Werk nur für mich und hängt in meinem Atelier, genügt mir der Dialog zwischen mir und dem Kunstwerk. Aber auch dann sprechen mein Mann und ich manchmal darüber.
Vor langer Zeit habe ich auch schon einmal einen Flur im Springer Verlag mit Kunst eingerichtet. Wir haben damals Kunstwerke gekauft, um den Dialog in der Abteilung zu fördern. Ein neues Gebäude wurde bezogen, Abteilungen wurden in neue Räume gesetzt und Mitarbeiter:innen sollten zu einem neuen Team zusammenwachsen. Das hat funktioniert und war eine gute Aktion.
Mein Fazit: Kunst führt zwangsläufig zu Dialog, wie viele Menschen daran beteiligt sind, hängt von dem Platz ab, an dem das Kunstwerk einmal hängen wird. Eine spannende Rückfrage würde jetzt sicherlich lauten: Was wünscht sich eine Künstlerin für ihr Werk?
Frage 7: Zur oft gestellten Frage, ob ich Auftragsarbeiten annehme
Das kann ich absolut verstehen! Das sollte auch gar keine Frage an eine:n Künstler:in sein. Es sei denn, es handelt sich um ein Porträt, aber da ist es ja selbstverständlich.
Gerade bei den emotionalen Werken der abstrakten Kunst kann ein Künstler ja nur malen, wenn die Emotionen durch den Pinsel in das Werk fließen. Wie sollte da ein Auftrag lauten: Male mal ein Bild in Türkis und Gelb? Als Auftraggeberin verbinde ich vielleicht Fröhlichkeit mit den Farben und die Künstlerin denkt beim Malen an Wut. Das Bild hätte dann die falsche Energie für mich als Käuferin und ich würde mich damit nie wohlfühlen. Also keine Sorge, Beate: keine Auftragsarbeit von mir. Ich schaue lieber, welches Werk zu mir fließen will und dann nehme ich es mit offenen Armen auf.
Mein Fazit zum Dialog mit einer Künstlerin
Hui, das hat Spaß gemacht. Der Dialog mit anderen Menschen bereichert immer auch unsere eigenen Gedanken.
Mir ist aufgefallen, dass ich bisher kaum abstrakte Werke habe, und dabei bewundere ich abstrakte Kunst und deren Künstler:innen.
Ich danke dir für deine inspirierenden Fragen und mein Fazit lautet:
Es macht Spaß sich mit den Fragen und Gedanken einer Künstlerin auseinanderzusetzen :o)
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